Ein Lymphsystem bzw. Lymphdrainagesystem besitzen alle auf dem Land lebenden Wirbeltiere wie auch die Säugetiere und der Mensch.
Während sich der Lymphbildungsmechanismus vom Frosch bis zum Menschen kaum unterscheidet, wird die Lymphdynamik in den nachgeschalteten Lymphsammelgefäßen (Kollektoren) und Lymphgefäßstämmen (Trunci) durch unterschiedliche morphologische und physiologische Betriebskräfte sogar im Vergleich z. B. von Pferd, Hund und Mensch gewährleistet. Darüber hinaus besitzen nur Säugetiere zahlreiche Lymphknoten mit der bisher größten bekannten Anzahl von 8000 beim Pferd.
Das Lymphsystem ist dem Blutkreislaufsystem parallelgeschaltet (siehe in der Abb. grün markiert) d. h. es besitzt zahlreiche Gefäßwurzeln (Lymphkapillaren) in den Organen, welche mit dem Netzsystem der Blutkapillaren nicht direkt in Verbindung stehen. Jedoch fließt die Lymphe letztlich herznah ins Venensystem ab.
Die besondere Funktion des Lymphsystems lässt sich einerseits durch die Existenz von Lymphknoten und andererseits durch den besonderen Aufbau seiner Lymphkapillaren erklären:
Im Gegensatz zu den Blutkapillaren zeigt die Wand der Lymphkapillaren Öffnungen zwischen dem umgebenden Bindegewebe und dem Lumen dieser Gefäße, welche einen ungefilterten Einstrom von Gewebsflüssigkeit ermöglichen. Diese Öffnungen repräsentieren die „Schlüssellöcher“ zum Verständnis des Lymphbildungsmechanismus.
Gelangen z. B. Tumorzellen, Bakterien, rote Blutzellen nach Gewebsblutungen oder Rußpartikel aus der Atmungsluft über das Öffnungssystem der Lymphkapillaren in das Lymphdrainagesystem, sind die Lymphknoten mit ihrer Filterfunktion für die Bewältigung dieser lymphatischen Lasten erforderlich, was ihnen allerdings nicht immer gelingt.
Aus lymphologischer Sicht sind die aus dem Blutgefäßsystem ausgeschwitzten Eiweiße von eminent wichtiger Bedeutung.
Auch diese sogenannten Plasmaproteine schaffen den Eintritt in das Lymphsystem nur über die Öffnungen der Lymphkapillaren, müssen aber unbedingt wieder in das Blutsystem zurückgelangen (Rezirkulation der Plasmaproteine), weil sie dort für die Bindung des Blutwassers im Kreislauf erforderlich sind.
Ist das Lymphsystem krank (insuffizient), d. h. können seine Kollektoren die Eiweiße nicht abtransportieren, entwickeln sich Gewebsverhärtungen (Fibrosen), welche für die chronische Form des Lymphödems typisch sind.
Eine weitere Besonderheit des Lymphsystems ist im Vergleich zum Venensystem gegeben:
Beide Gefäßsysteme erkranken häufig kombiniert, da sie sich den Rücktransport von Flüssigkeiten zum Herzen teilen. Verantwortlich dafür sind die großen Venen und Kollektoren, welche glatte Muskelzellen in ihrer Gefäßwand aufweisen.
Im Gegensatz zu den Venen funktionieren diese lymphvaskulären Muskelzellen als „Lymphgefäßwandpumpe“, welche sich durch den Füllungsreiz rhythmisch zusammenziehen (kontrahieren).
Der Lymphtherapeut „simuliert“ den Füllungsreiz mittels seines MLD-Griffes mit demselben positiven Effekt auf den Lymphfluss.
Die lymphvaskulären Besonderheiten des Pferdes betreffen in erster Linie die Lage der Lymphsammelgefäße (Kollektoren) zur Haut und deren Antriebssystem im Bereich der Gefäßwand: Im Gegensatz zum Menschen ist beim Pferd die Unterhaut (Subkutis) der Extremitäten besonders dünn, weil dort vergleichsweise weniger Fettzellen angelegt sind als beim Menschen. Dadurch liegen beim Pferd nicht nur die oberflächlichen (epifaszialen), sondern auch die tiefer unter der oberflächlichen Extremitätenfaszie gelegenen subfaszialen Kollektoren hautnah und somit griffnah bei Anwendung der MLD.
Beim Menschen gelingt die Anregung der subfaszialen Kollektoren nur an einigen Stellen der Extremität mittels MLD-Griff. Beim Pferd sind die tiefverlaufenden Kollektoren besonders wichtig für die Entstauung einer Extremität, da sie das Hauptdrainagesystem der Extremitäten bilden und nur die subfaszialen Kollektoren eine effektive Lymphgefäßwand-pumpe aufweisen (siehe unten). Die Lymphgefäßwandpumpe des Pferdes besitzt z. B. im Vergleich zum Menschen nur wenige glatte Muskelzellen. Das betrifft besonders die oberflächlich (epifaszial) verlaufenden Kollektoren. Es stellt sich also die Frage, wie die Lymphe beim Pferd mit seiner etwa gleichen Beinlänge im Vergleich zum Menschen die Extremität bis zum Rumpf überwindet.
Unsere Untersuchungen zeigten, dass beim Pferd ein anderes Antriebssystem für die Lymphflussverhältnisse in Form zahlreicher elastischer Fasern von etwa 40% des Gefäßwandanteils nicht nur in den subfaszialen Kollektoren ausgebildet ist, welches allerdings nur beim bewegten Pferd wirkt. Diese elastische Retraktionspumpe wird darüber hinaus beim Pferd durch die kompressive Wirkung der besonders kollagenreichen und elastischen Haut und die Huf- und Fesselgelenkspumpe ganz wesentlich unterstützt.
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